Friday, July 20, 2007

Urlaub an der Ostküste

Meine Route:

Urlaub an der Ostküste

Nach der relativ anstrengenden Klausurphase war er endlich da: mein lang ersehnter Urlaub. Eigentlich hatte ich gehofft, jemand zu finden, mit dem ich reisen konnte. Es hat sich dann aber rausgestellt, dass es nicht so einfach war, wie gedacht; Ich kenne hier sehr viele Australier (aus meinem Wohnheim), die aber in ihren Ferien so gut wie nie reisen. Sie fahren meistens einfach nach Hause, arbeiten oder bleiben im Wohnheim, besonders reiselustig sind sie jedoch nicht. Ich kann sogar jetzt schon behaupten, mehr von Australien gesehen zu habe, als manch Australier… Die meistens international students, die ich kenne, kommen aus Amerika. Und die Amerikaner bleiben hier meistens nur für ein Semester und reisen komischer weise nach ihrem Semester nie rum, sondern fliegen gleich wieder heim. Keine Ahnung, warum.

So entschloss ich mich, alleine zu reisen. Umso näher der Urlaub rückte, desto mehr wandelte sich das Gefühl der Angst vorm Alleine-Reisen in eine Art Abenteuerlust um – ich war gespannt, wie es mir ergehen wird! Gestärkt wurde dieser „Gefühlswandel“ auch durch das gute Zusprechen von Freunden, die mir sagten, dass sehr viele Leute alleine reisen und es gar kein Problem wäre, Anschluss zu finden. Irgendwie war ich auch stolz auf mich, denn schließlich hätte ich mir von einem Jahr sicher noch nicht vorstellen können, alleine in den Urlaub zu fahren :-)

Jetzt aber zum Urlaub an sich:


Brisbane:

Für unglaubliche $60 (ca. 36€) flog ich 1000km in den Norden in die 1,7 Millionen Stadt Brisbane. Dort verbrachte ich zwei Tage und drei Nächte. Die Stadt hat zwar eine relativ schöne Skyline, sonst aber nicht viel Besonderes zu bieten (oder ich habs nicht gefunden). Wie sich erst bei Ankunft rausstellte, liegt Brisbane gar nicht direkt am Meer, es führt nur ein ziemlich brauner Fluss durch die Stadt. Als Strandersatz gibt es dafür eine künstlich angelegte Lagune (siehe Fotos).

Komischerweise war es in Brisbane relativ schwer, Leute kennen zu lernen. In meinem Zimmer haben meine Mitbewohner irgendwie immer geschlafen (wahrscheinlich jetlag) und in der Stadt lernt man ja auch nicht so einfach Leute kennen. So verbrachte ich die meiste Zeit alleine, las, ging schwimmen und erkundete die Stadt.

Trotzdem war ich froh, am dritten Tag weiter gen norden nach Hervey Bay aufzubrechen.



Hervey Bay und Fraser Island

Nach einer 7-stündigen Busfahrt erreichte ich Hervey Bay, meinen Ausgangspunkt für meine Fraser Island Tour. Im Bus lernte ich Caroline aus Schweden kennen. Mit ihr ging ich abends weg, wir lernten einen Australier kennen, der uns mega viele Drinks ausgegeben hat! Voll witzig :-)

Nicht mehr so witzig war es am nächsten morgen, da es schon um sechs Uhr los ging zu meiner drei Tages-Guided-Tour nach Fraser. Gleich bei der Ankunft aus Fraser Island wurden von unserem Guide, Ranger Bob, empfangen. Er sollte uns für die nächsten drei Tage über die größte Sandinsel der Welt (!) fahren und führen und uns viele interessante Dinge erzählen.

Die Insel ist wirklich wunderschön, Natur pur! Die Vegetation kam erst später, zuerst bestand die ganze Insel nur aus Sand. Erst nach und nach begann dann eine Art Regenwald aus dem Sand zu wachsen. Nach wie vor besteht aber der Boden nur aus Sand. So auch die ganzen „Straßen“, die die Sehenswürdigkeiten der Insel miteinander verbinden. Ein Durchkommen ist da nur mit einem 4WD Jeep möglich. Am imposantesten war der 75km-lange breite Sandstrand, der als Highway fungierte und sogar ein offizielles Speedlimit von 80km/h hat! Auch Flugzeuge nutzten ihn als Start- und Landebahn.

Die Insel hat wirklich einiges zu bieten: Wir sahen Süßwasserseen mit weißem feinen Sand und türkisem Wasser und riesige Sanddünen. Ein weiterer Höhepunkt waren die Champagne Pools, mit Meerwasser gefüllte, natürliche „Becken“ direkt am Meer, in die regelmäßig Meerwasser reinspritze. Von dort aus, sowie vom Indian Head, konnte man direkt vom Strand Wale und Delphine beobachten – unglaublich!

Wir hatten auch das Glück, den einzigen Predator der Insel zu sehen, einen Dingo. Das ist eine Art Hund-Wolf-Fuchs-Mischung, laut Wikipedia ein „australischer Wildhund“.

Das Beste an dieser Tour war jedoch unsere Gruppe. Wir harmonierten super und haben uns wirklich klasse verstanden. Ich habe vier sehr witzige Engländer kennen gelernt, die den gleichen Humor hatten wie ich. Aber auch der Rest der Gruppe und vor allem unser Guide Ranger Bob, der trotz den 20 Jahren, die er schon Gruppen über die Insel führt, noch hochmotiviert ist, rundeten das Erlebnis Fraser Island sehr schön ab. Ranger Bob nahm es sich selbst nicht, bis in die Nacht hinein mit uns zu feiern, zu tanzen und Bier zu trinken – er war echt klasse. So habe ich mir das Reisen vorgestellt – im Nachhinein kann ich sagen, die Fraser Island-Tour war das Beste auf meiner Tour! Eine perfekte Kombination von beeindruckender Natur und netten Leuten! Oder, wie es Ranger Bob am Ende unserer Tour formulierte: „Guys, you were the best group I ever had!“

Nach der Ankunft zurück in Hervey Bay nach den drei Tagen auf Fraser Island nahm ich sofort den Bus weiter nach Airlie Beach, der 12 Stunden die ganze Nacht durch fuhr :-(


Hier ein Video von Ranger Bob, der gerade einen Jeep aus dem Sand zieht, und der Umgebung:



Und Tom Jones, wie er eine Sanddüne runterstürzt:




Airlie Beach und Whitsunday Island

Einen Tag hatte ich noch in Airlie Beach, bevor meine dreitägige Segeltour startete. Die Stadt ist eigentlich einzig und allein dem Zweck gewidmet, als Ausgangspunkt für die Bootstouren zu den davor gelegenen Whitsunday Island zu dienen. Sprich, die Stadt ist nicht so der Hammer.

Am nächsten morgen ging es dann aufs Segelboot, welches meine Gruppe und mich für die nächsten drei Tage durch die Whitsundays schippern sollte. Schnell stellte sich heraus, dass ich dieses Mal nicht so viel Glück mit der Gruppe hatte. Die insgesamt 14 Personen-starke Gruppe bestand aus 4 Pärchen, 4 Deutschen (inkl. mir) und 2 Crewmitgliedern. Leider waren die Pärchen langweilig bis sprachlos, so dass sich der Kontakt fast einzig und allein auf die Deutschen beschränkte. So wurde der Segeltörn jedenfalls von der Gruppe her eher ruhig.

Zumindest machte die Natur einiges wett. Unsere erste Nacht verbrachten wir in der Bucht von Whitehaven Beach, mit Abstand der schönste Strand, den ich je gesehen habe! Total weißer und feiner Sand, breiter Strand, türkises Wasser und so gut wie keine Menschen, so wie man sich das Paradies vorstellt… Außerdem gingen wir oft schnorcheln, dabei sahen wunderschöne Korallen und schwammen mit riesigen Fischen.

Um nicht zu langweilen, vermeide ich es ja normalerweise, von einzelnen Geschichten in meinem Block zu erzählen, für diese eine will ich aber eine Ausnahme machen:

In der ersten Nacht waren auf unserem Boot fast alle schon im Bett, nur die Deutschen waren noch wach. Von einem anderen Boot, welches in der Nähe vor Anker lag, hörten wir Musik und viele Stimmen. Also fragten wir unseren Skipper, ob er uns zu dem anderen Boot fahren kann! Mit unserem kleinen Schlauchboot ging s dann durch die stockdunkle Nacht zu dem anderen Boot. Und siehe da, dort wurde richtig gefeiert! Viele (betrunkene) Jugendliche… Es hat sich dann sogar rausgestellt, dass noch andere Leute von anderen Booten auch zu diesem Boot gekommen sind. Ham dann ein bissle auf dem Boot gefeiert, waren aber dann froh, zu unserem Boot zurückzukehren, da sich das „Party-Boot“ doch als dreckig und lang nicht so schön wie unseres rausgestellt hat…

Zusammenfassend war es von der Natur her eine wirklich imposante Tour, außerdem war es schön, drei Tage auf dem Segelboot zu verbringen – man wurde wie in einer Wiege in den Schlaf geschaukelt. Nicht zu schweigen von den einmaligen Sonnenuntergängen (siehe Fotos)!



Hier ein Video vom Whitehaven Beach, kurz vorm Sonnenuntergang:



Und ein kurzes Video vom Segeln:



Cairns und Umgebung

Nach der zum Glück letzten langen Busfahrt erreichte ich meine Abflugsstadt Cairns. Dort ist es selbst im tiefsten Winter (jedenfalls tagsüber) sehr warm (fast 30 Grad), nicht auszudenken, dort im Sommer hinzugehen. Die letzten Tage verbrachte ich damit, mir die Stadt anzugucken und Tagestrips nach Port Douglas und ins Inland nach Atherton und Yungaburra zu machen.

Port Douglas ist ein süßes kleines Städtchen mit vielen Palmen und einem Four-Mile-Beach. Bis auf den Fakt, dass alles etwas touristisch angehaucht ist, hat die Stadt doch ihr eigenes Flair. Trotzdem hatte ich an einem Tag glaube ich so ziemlich alles gesehen…

In Cairns traf ich meine Mitbewohnerin Freya, die dort mit ihrer Familie Urlaub machte. Sie waren es auch, die mich zu einem Ausflug ins Landesinnere bewegten.

Atherton und Yungaburra sind etwas im Inland gelegen und daher nicht touristisch. Dort sieht man schnell, dass bald das „outback“ beginnt, auf einem Schild hieß es „where the bush meets the outback“. Dort ist mir aufgefallen, dass es so ziemlich das erste Mal war, dass ich abseits der Küste einen Eindruck vom Inland bekam.


Nach meinem ersten Urlaub „alleine“ fühle ich mich gut, mich sehr gut durchgeschlagen und viele Leute kennen gelernt zu haben. Es ist jetzt nicht so, dass ich ab jetzt immer alleine in den Urlaub fahren möchte, jedoch hat es durchaus seinen eigenen Reiz, alleine Städte und Gegenden zu erkunden, total unabhängig von Anderen. Man nimmt Dinge teilweise ganz andres wahr und ist auch automatisch offener Kontakte zu schließen, als wenn man als Gruppe auftritt. Es war eine gute Erfahrung und ein sehr schöner Urlaub!

No comments: